Hier finden sich einführende Texte in die Biodynamische Psychologie und Psychotherapie der norwegischen Psychologin Gerda Boyesen (1922-2005). Sie steht (unter anderem) in der Tradition skandinavischer Reichschüler. Einer ihrer Therapeuten war Ola Raknes, der noch selbst von Wilhelm Reich gelernt hatte, als dieser 1934-1939 im norwegischen Exil lebte. Über Raknes, dessen Einfluss auf die europäische Körperpsychotherapie kaum überschätzt werden kann, machte Gerda Boyesen eigene Erfahrungen in Reichs Vegetotherapie und entwickelte diese später eigenständig weiter. Als Raknes aus Altersgründen 1969 seine Praxis in London aufgab, übernahm Gerda Boyesen seine Klientel und wurde recht schnell zur wohl bekanntesten Körpertherapeutin ihrer Zeit.
Bei Wikipedia wird die Biodynamik folgendermaßen beschrieben:
„Biodynamik
Die Biodynamik ist eine […] körperpsychotherapeutische Methode (Körperorientierte Psychotherapie), die ihre Wurzeln in der Vegetotherapie Wilhelm Reichs, der Physiotherapie Aadel Bülow-Hansens, der Humanistischen Psychologie sowie Ansätzen Carl Gustav Jungs hat. Begründet wurde die Biodynamik von Gerda Boyesen. Eine Weiterentwicklung erfolgte unter anderem durch Ebba und Mona Lisa Boyesen, die Töchter von Gerda Boyesen, die auch Therapeuten ausbilden. Die von Gerda Boyesen in ihrer letzten Lebensdekade praktizierte Version biodynamischer Psychotherapie beruht auf einer Kombination von haltungsverändernden Massagen und Vegetotherapie. Eine Wirksamkeit der Biodynamik wurde bislang in keiner wissenschaftlichen Untersuchung bewiesen.
Ziel der Biodynamik ist es, den Menschen durch Abbau neurotischer Muster zu intensiverem Erleben zu verhelfen. Statt durch Angst entstandene Haltemuster soll sein Leben, Handeln und Fühlen vom Fluss der Libido bestimmt werden, die Ausdruck des Lebendigen in jedem von uns ist. Dabei ist die therapeutische Haltung die, dass der Klient Selbstheilungskräfte besitzt, die durch die Interventionen angestoßen und im Verlauf des Prozesses unterstützt werden.
Biodynamische Therapie
Die These Trennung von Körper und Psyche wird in der Biodynamik nicht vertreten. Stattdessen wird über die Ansätze der Psychosomatik hinaus die Annahme vertreten, dass Gefühle verkörpert werden, d.h. eine vom Körper und von körperlichen Empfindungen losgelöste Psyche nicht existiert. Mit therapeutischen Interventionen in Form von Berührung, Arbeit mit Bildmaterial und Gespräch wird versucht, die aus alten Erfahrungen heraus blockierte Lebensenergie wieder ins Fließen zu bringen. Aus Sicht der Biodynamik werden in muskulären Verspannungen, im Bindegewebe oder auf der Knochenhautebene Gefühle gehalten, die nicht zum Ausdruck kommen durften. Sie sollen behutsam unter Respektierung des Widerstands gelöst und entweder „ausgedrückt“ oder „verdaut“ werden.
Das Ausdrücken kann durch Regressionsprozesse hindurchgehen, in denen die meist frühkindlichen Erlebnisse erneut durchlebt und bislang Unausgedrücktes schließlich herausgelassen wird. Wobei sich die Beschreibung von dem Nicht-zum-Ausdruck-kommen-gedurften nicht auf objektiv messbare Kriterien bezieht, sondern auf die vom Klienten erlebte Situation. Je nach Regressionstiefe sind dies in der Regel Situationen in der Kindheit, in denen sich der Klient gegenüber seinen Eltern machtlos fühlte und aus Angst vor Strafe oder aus dem Wunsch nach Anerkennung heraus seine Impulse unterdrückte. Der Begriff Lebensenergie bezieht sich auf die Kraft, die aus dem Es zum Ausdruck dieser Gefühle und Handlungsimpulse drängt.
Der in der Biodynamik beschrittene Weg, statt durch Ausagieren die gehaltenen Gefühle zu „verdauen“, wird von Biodynamik-Therapeuten als „Psychoperistaltik“ bezeichnet. In diesem Prozess soll emotionaler Stress, wie z. B. unausgedrückte Gefühle, durch das Verdauungssystem und den Darm verarbeitet werden. In der Arbeit am Klienten soll der Zusammenhang zwischen den Massagebewegungen des Therapeuten und der „Antwort“ des Darms des Klienten über die Psychoperistaltik mit einem Stethoskop mitverfolgt werden.
Da diese Arbeit am Körper auch ohne Sprache erfolgen kann, soll sie geeignet sein, Frühstörungen zu bearbeiten, die vor einem sprachlichen Bewusstsein aufgetreten sind wie Konflikte, die im ersten Lebensjahr entstanden sind, in dem der Klient seine Welt noch nicht in Worten verstanden und erfasst hatte. Ein Bewusstsein über fehlenden Körperkontakt oder Sicherheit in dieser Phase ist nach Auffassung der Biodynamik als Gefühl vorhanden und kann vielfach vom Klienten nicht als Bedürfnis verbal ausgedrückt werden. In der Arbeit am Körper sollen über das so genannte Re-Parenting bzw. Nachnähren solche Störungen bearbeitet werden.“
[Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Biodynamik]